Pracht und Esprit – deutsche Klarheit und französisches Raffinement
In der Peterskirche trafen dank der Freunde Alter Musik Basel verschiedene Musikerfassungen aufeinander.
Von Verena Naegele
«Grand motet» von Telemann und Rameau galt das 5. Konzert der Freunde Alter Musik Basel, das in der Peterskirche einen spannenden Vergleich verschiedener Musikauffassungen bot: Hier der französische Esprit mit unerhörtem Raffinement, dort deutsche Pracht und Klarheit, die ein Hauch französischer Eleganz zu besonderer Wirkung führte.
Chor und Orchester der Schola Cantorum Basiliensis unter Jörg-Andreas Bötticher erfreuten durch die frische Interpretation, auch wenn nicht immer alles nach Wunsch gelang. Dies gilt auch für Telemanns Grand concert für zwei Blockflöten und Orchester, bei dem Hojin Kwon als Solistin besser gefiel als die etwas übersprudelnde Lea Sobbe.
Dass der als Director Musices in Hamburg berühmte Telemann auch vom französischen Goût inspiriert war, ist wenig bekannt. Umso faszinierender war die Grand motet «Deus, judicium tuum», die Böttcher und seine jugendlichen Interpretinnen und Interpreten vorstellten. Schon die in vorzüglicher Diktion gesungenen Verse liessen aufhorchen, führten doch die «französisierten » lateinischen Verse zu einem weicheren Fliessen der Musik.
Prachtvoll gelangen die grossen Sätze für fünfstimmigen Chor, Bläser und Streicher, abgeschlossen durch die Presto-Fuge. Hier trumpfte auch das Orchester auf, das beim punktierten Gestus der Ouvertüre noch merkliche rhythmische Probleme bekundete. Gut gefielen auch die «Regentropfen»-Staccatos der Fagotte, zu denen der unaufgeregte Tenor Jacob Lawrence seine Arie sang, und die «Anbetung Gottes» gestaltete Roberta Diamond im zarten «Gespräch» mit Traverso und Violino. Der Bass von José Coca Loza hat an Fokussierung gewonnen, wie er im kämpferischen Rezitativ bewies.
Zwischen Trauer und Freude
Doch trotz beschwingter Leichtigkeit, welch ein Unterschied tat sich zu Rameaus Grand motet «In convertendo» auf. Rameaus Musik ist gespickt mit verschiedenen Affekten zwischen Trauer und Freude. Der vom Haut-Contre Andrés Montilla-Acurero vorzüglich gesungene rezitativische Wechsel von der Klage zum in Farbe und Tongebung unerhört gelichteten «ut consolati» liess das Feuerwerk erahnen, das folgte. Ein opernhaftes Magnificavit für Bass (Kimon Barakos) und Sopran (Julia Kirchner) mit Trio des Hautbois, wobei Kirchners etwas kehlige Stimme durch die Holzbläser an Weichheit gewann. Oder der grandios vielfältige Dialog im «Gracieux, un peu gai» des von Gerd Türk bestens einstudierten Chors mit Oboen, Fagott und Streicher. Jörg-Andreas Bötticher am Cembalo führte die Interpreten dezent durch die raffinierten Klippen der Partitur.