Die 1623 in Leipzig veröffentlichte Sammlung Israelisbrünnlein umfasst 26 Madrigale auf deutsche Texte, hauptsächlich aus dem Alten Testament. Schein war damals Kantor an der Thomaskirche – wo genau hundert Jahre später Johann Sebastian Bach in der gleichen Funktion sein Amt antreten sollte.
Ein Jahrhundert vor Bach ist die nord- und mitteldeutsche Musik geprägt vom grossen Elan, mit dem Schütz, Scheidt und Schein trotz Kriegen und Epidemien eine musikalische Sprache aus Italien, dem Land der musikalischen Innovation, in die Tradition Praetorius‘ einführen. Es geht um jene Innovationen, die wir heute vor allem mit Monteverdi in Verbindung bringen: einerseits die „seconda pratica“, andererseits – und ganz besonders im Falle von Schein – das „Madrigal“, bei dem vor allem das Wort, die Sprache, die Rhetorik im Vordergrund stehen. Schein wollte mit der gleichen Sorgfalt die Sprache ins Zentrum der musikalischen Aufmerksamkeit rücken, um eine neue Art zu schaffen, Deutsch in der Musik zu sprechen. Die Madrigale des Israelisbrünnlein gehören zu den vollendetsten Werken jener Epoche eines fantastischen Suchens, das am Anfang einer spezifisch deutschen Sensibilität für das Verhältnis von Text und Musik steht, welche schon bald von Buxtehude und dann von Johann Sebastian Bach zur Vollendung gebracht werden sollte.
Gli Angeli Genève widmen sich seit ihrer Gründung 2005 durch Stephan MacLeod vor allem dem Werk Johann Sebastian Bachs, u. a. mit einer Gesamtaufführung seiner Kantaten in Genf. Aber das Ensemble, in dem nationale und internationale Stars der Alten Musik-Szene mit vielversprechenden Talenten aus Genf und Umgebung zusammenkommen, hat noch ganz andere Facetten. Dies zeigen etwa die ersten beiden CDs mit deutschen Barockkantaten von Buxtehude bis Bach (Sony).
Gli Angeli Genève wurden zu renommierten Festivals eingeladen, wie das Utrecht Festival oder die Thüringer Bachwochen. Ihre rege Konzerttätigkeit in der Schweiz sowie Tournéen durch Belgien und die Niederlande begeistern Publikum wie Fachkritik.
Stephan MacLeod