Auch in der kommenden Saison 2015/2016 der Freunde Alter Musik Basel erwartet Sie ein reiches, vielfarbiges Programm, das wieder bekanntere mit selten oder nie gehörten Repertoires kombiniert.
Als Eröffnungskonzert hören Sie einen vielversprechenden, von Haydns berühmten Opera 20 und 33 geprägten Streichquartettabend, worin aber auch unbekanntere Werke zu hören sein werden. Hierzu zählt das h-Moll-Quartett von Pierre Baillot, einem Schüler von Giovanni Battista Viotti und Luigi Cherubini. Abschliessend wird eines der von Luigi Boccherini 1787 für María Josefa Alfonsa Pimentel, Gräfin von Benavente und Herzogin von Osuna, komponierten Quintette mit Kontrabass erklingen. Es spielt das QUATUOR MOSAÏQUES, wohl eines der berühmtesten Streichquartetts auf Instrumenten in historischer Mensur.
In dem von Facundo Agudín dirigierten Abend VorTasten werden mit Klavierkonzerten des jungen W. A. Mozart und des späten C. P. E. Bach weitere Facetten in der Musik der frühen Klassik ausgeleuchtet. Das Nebeneinanderstellen der beiden Werke bringt die Spannung zwischen den unterschiedlichen Idiomen der Tasteninstrumente jener Zeit zum Ausdruck und stellt gleichzeitig erneut die Frage nach dem antiquarischen oder aber innovativen Gehalt neuerer Kompositionen für ältere Instrumente. Eine provozierende Antwort darauf erklingt mit der Uraufführung des Cembalokonzerts von Pablo Ortiz, das der argentinische, in den USA aktive Komponist eigens für dieses Konzert geschaffen hat.
Danach geht die Zeitmaschine rückwärts, denn als 1. Sonderkonzert hören Sie Come in ciel, eine Weltpremiere, in der zum ersten Mal alle im Jahr 2013 neu entdeckten Kantaten von Alessandro Stradella erklingen werden, gesungen von den jungen Solisten Alicia Amo, Giulia Semenzato und Raffaele Pé, unter der Leitung von Alessandro De Marchi. Die neuen Kantaten sind musikalische und musiktheatralische Juwelen, die die Verbreitung des römischen Kantatenstils in Venedig um 1670 bezeugen.
Einen weiteren Barockabend stellt auch das 2. Sonderkonzert dar: ein Feinschmeckerbesuch in das Leipziger Café „Zum Arabischen Coffebaum“ um 1720, wo sich Musiker wie Johann David Heinichen, Antonio Lotti, Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel trafen. Der Abend bietet eine unüblich lebendig und lustvoll aufgeführte Auswahl deren Werke, gespielt vom Schola Cantorum Basiliensis Alumni Ensemble CAFEBAUM.
Nach den Johann Sebastian Bach, Giovanni Battista Pergolesi und Antonio Vivaldi gewidmeten Osterkonzerten der FAMB-Saisons 2013 bis 2015 hören Sie im April 2016 zum ersten Mal in Basel das Passionsoratorium Gesù al Calvario des aus Prag stammenden Jan Dismas Zelenka, einem seinerzeit führenden Mitglied der Dresdner Hofkapelle. Wie in Pergolesis im gleichen Jahr 1736 komponierten Stabat mater, steht auch hier die Figur einer „Misera Madre“ im Zentrum, einer Mutter, die das Leiden einer reuevollen, bussfertigen Gesellschaft ergreifend veranschaulicht. Es singen und spielen Gastsolisten und Studierende der Schola Cantorum Basiliensis geleitet vom Zelenka-Experten Václav Luks.
Das 5. Konzert führt in die Zeit der letzten Carrara-Herrscher in Padua um 1400. Trotz der ständigen Bedrohung durch die skrupellose Macht der Mailändischen Signoria der Visconti und der pulsierenden Ausbreitung Venedigs in der italienischen Terra ferma, förderte der Carrara Hof einen künstlerischen Reichtum, wie ihn Padua bis dahin kaum erlebt hatte. Maler wie Guariento, Altichiero oder Giusto de‘ Menabuoi, Astronomen und Philosophen wie Giovanni Dondi oder Biagio Pelacani, Rhetoriker und Philologen wie Pier Paolo Vergerio und nicht zuletzt Petrarca erlebten neben Musikern wie Bartolino da Padova und Johannes Ciconia am Paduanischen Hof der Carrara eine wissenschaftliche und künstlerische Blütezeit. Das Programm Pax Patavina stellt einige der Paduanischen Motetten und Lieder Johannes Ciconias ausgewählten Toskanischen Ballaten von Francesco Landini und Sizilianen des in Padua wohl bekannten Antonello da Caserta gegenüber. Es singt und spielt das Ensemble MALA PUNICA.
Zum Abschluss der Saison möchten die FAMB eine weitere Basler Premiere präsentieren, Maurizio Cazzatis Messa e salmi a cinque voci Opus 36 aus dem Jahr 1665. Nach den römisch-venezianischen Kantaten Stradellas und den paduanischen Motetten Ciconias erklingt damit zum Abschluss auch die Musik der Stadt Bologna, zwar durch die des emilianischen Organisten und Komponisten Maurizio Cazzati, ein hochkarätiger, innovativer und beneideter Kapellmeister an der Stadtbasilika San Petronio. Trotz der lange anonym gehaltenen Intrigen seiner Konkurrenten Lorenzo Perti und Giulio Cesare Arresti verlief seine Karriere erfolgreich, und er fungierte zum Teil als eigener Herausgeber seiner unzähligen Werke, bis er 1671, vom Kapitel von San Petronio reich beschenkt, nach Mantua zurückkehrte. Die schweizerische Resonanz seines Op. 36 nördlich der Alpen wird von einem in der Kirche zu Beromünster aufbewahrten Exemplar belegt, dem das Ensemble VOCES SUAVES für die eigene Rekonstruktion folgt.
Erneuerung durch ein kritisches und gerade dadurch freies Überdenken der fernen und rezenten Vergangenheit in ihrer heutigen Relevanz: diese Richtlinien haben die FAMB-Programme der letzten Jahre gekennzeichnet und sollen auch in der Saison 2015/16 zum Ausdruck kommen.
Prof. Dr. Pedro Memelsdorff
Künstlerischer Leiter der Freunde alter Musik Basel