Aus dem heutigen Programm ist ohne Zweifel Ludwig van Beethoven der bekannteste Komponist. Doch vor gut 200 Jahren sah die Sache noch anders aus: Um das Jahr 1810 war der international erfolgreichste Komponist Joseph Woelfl, der von London aus das europäische Musikleben entscheidend mitgestaltete. Heutzutage hingegen ist er nahezu unbekannt. Ähnlich ging es Ferdinand Ries, dessen Bekanntheit nach seinem Tode rapide abnahm.
Das Trio Egmont beschäftigt sich im heutigen Programm ganz bewusst mit der Frage, wie es dazu kam, dass sich die Bekanntheitsverhältnisse der drei Komponisten so unterschiedlich entwickelten. Ganz sicher ist es so, dass alle drei höchst begabte Musiker waren – sowie ganz fantastische Pianisten und Improvisatoren. So sind pianistische «Duelle» zwischen Beethoven und Woelfl überliefert, aus denen keiner als klarer «Sieger» hervorging. Beide hatten laut Beobachtern einen sehr eigenen Stil, waren aber einander ebenbürtig. Und Ferdinand Ries war nicht nur Beethovens «Sekretär», sondern sein hochrespektierter Vertrauter und ein höchst angesehener Komponist.
Ein entscheidender Faktor für das Anhalten von Beethovens Ruhm war tatsächlich gerade Ferdinand Ries, der sein Leben lang dessen Werke verbreitete und nach seinem Tod eine einflussreiche Biografie über ihn schrieb. Er betrieb gemeinsam mit anderen Verehrern eine fortdauernde «Lobbyarbeit» für Beethoven wie für keinen zweiten Komponisten vor ihm.
Ein anderer entscheidender Faktor ist sicherlich, dass Beethoven ganz bewusst Grenzen sprengen wollte und weniger als Ries und Woelfl darauf angewiesen war, zu gefallen. So komponierte ein Joseph Woelfl gezielt für den Geschmack seines Publikums – raffiniert, aber selten provozierend. Ferdinand Ries wird von Zeitgenossen als sehr sympathischer Mensch und Künstler beschrieben, auf seine Weise genial, aber ohne die verschrobene Exzentrik Beethovens, die auf uns noch heute so beeindruckend nachwirkt.