Antonio Caldara entwickelt sich, wie vermehrte Einspielungen und Produktion im Konzert und auf der Bühne zeigen, in unserem heutigen Konzertleben zu einem neuen „shooting star“ unter den barocken Komponisten. Damit erhält er schrittweise jenen Status zurück, den er zu Lebzeiten wohl besessen hat. Er war einer der fruchtbarsten und am meisten rezipierten Komponisten seiner Zeit überhaupt, wie insgesamt 3400 Werke bezeugen, die in zahlreichen europäischen Bibliotheken erhalten geblieben sind und die sogar noch das Interesse von namhaften Komponisten des 19. Jahrhunderts fanden.
Caldara, aufgewachsen und musikalisch ausgebildet in Venedig, kam nach Jahren in Mantua und Rom 1717 als Vizekapellmeister an den Wiener Hof, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Er ist vor allem als Komponist von geistlichen Vokalwerken und Opern bekannt, begann jedoch seine Karriere als Instrumentalist. Auf dem Titelblatt seines op. 1 von 1693 nennt er sich „Musico di Violoncello Veneto“ und erweist sich damit als ein früher Vertreter des damals noch neuartigen Instruments, für das er eine Reihe von wertvollen Werken geschrieben hat. Hierzu zählen auch die beiden Triosonatendrucke, die ersten öffentlich verbreiteten Zeugnisse seines kompositorischen Schaffens. Caldara schreibt idiomatisch und auf höchstem technischen Niveau für die Streichinstrumente. Mit einem Seitenblick auf Arcangelo Corelli, jedoch auf sehr eigenständig Weise präsentiert er in den Sonatenformen des op. 1und den Tanzsätzen des op. 2 eine grosses Spektrum kontrapunktischer Kunst und instrumentalen Komponierens, inklusive einerweit ausladenden Ciaccona. Er schreibt eine dicht gewebte, originelle Musik voll geistreichen und virtuosen Dialogisierens sowie mit einem ergreifenden Melos in den langsamen Sätzen, die auf den genialen Vokalkomponisten vorausweisen.
Die FAMB freuen sich, dieses reizvolle Programm, das von Dozierenden der SCB vor kurzem für die CD eingespielt wurde, erstmals im Konzert vorstellen zu können.
Thomas Drescher