Der italienische Komponist, Dichter und Theoretiker Orazio Tiberio Vecchi absolvierte in der Benediktinerabtei S. Pietro i Modena seine geistlichen Studien und seine Vorbereitung auf das Priesteramt. Daneben erhielt er durch den Modenaer Komponisten Salvatore Essenga seine musikalische Ausbildung. Nach vorübergehenden Tätigkeiten in Bergamo und Brescia übernahm er 1581 das Kapellmeisteramt am Dom von Salo. Diese Stelle gab er, inzwischen zum musikalischen Leiter der Kapelle des Domes von Modena ernannt, 1584 wieder auf. Die Notwendigkeit, seine in finanzielle Schwierigkeiten geratene Familie zu unterstützen, veranlasste ihn, 1586 die besser dotierte Position des maestro die cappella an der Kathedrale von Reggio Emilia und noch im selben Jahr ein Kanonikat an der Kollegiatskirche von Correggio abzunehmen.
Vecchis geistliches Schaffen umfasst alle wichtigen Gattungen der Kirchenmusik. Der posthum 1687 erschienene Messendruck umfasst neben zwei in jeweils recht individueller Weise die geistlichen Vorlagen (von Vecchi selbst und von Palestrina) verarbeitenden sechsstimmigen Parodiemessen eine Plenarmesse zu acht Stimmen für den Ostertag und das gleichfalls für zwei Chöre disponierte Requiem.
Graindelavoix wurde 1999 von Björn Schmelzer gegründet und wird seitdem von ihm geleitet. Der Belgier ist nicht nur Musiker, seine Interessen und Studiengebiete umfassen überdies die Anthropologie und Musikethnologie. Das Fundament bildet allerdings auch bei diesem ungewöhnlichen Ensemble eine sehr umfassende historische Informiertheit.
Das Korn des Stimmklangs oder dessen Kern – aber auch die gekörnten, die kernigen Stimmen – bei Graindelavoix ist der Name Programm. Nicht der Schönklang, nicht die gepflegte Stimmkultur steht im Vordergrund, die Sängerinnen und Sänger dürfen und sollen mit ganz persönlicher Stimmfärbung ihr subjektives emotionales Empfinden ausdrücken.