Warum ein klassisch-romantisches Kammermusik-Programm bei den FAMB? Bei der Entscheidung gilt es abzuwägen, ob die „Mischung“ so speziell ist, dass sie die Aufnahme in unsere Konzertreihe rechtfertigt. Im vorliegenden Fall schien dies mehr als nur gegeben.
Das Programm enthält neben einem überragenden „Klassiker“ – dem „Forellenquintett“ – zwei eher unbekannte Werke und befriedigt damit die Neugier des FAMB-Publikums auf Ungehörtes, zudem zeigt es eine Entwicklungslinie in der Kammermusik mit Kontrabass. Im Divertimento wurde er häufig eingesetzt, im Klavierquintett eher selten. Schuberts grosses A-Dur Quintett sieht aus dieser Perspektive wie eine Mischung der beiden so unterschiedlichen Gattungen aus. Allein diesen Spuren nachzuhören wird sich lohnen. Unwiderstehlich war aber auch die exquisite Besetzung aus Dozierenden der SCB. Das Erkunden der Schnittstelle zum traditionellen Konzert-Repertoire und die Annäherung an diese Musik aus der früheren Epoche heraus machen den besonderen Reiz aus.
Haydns Divertimento strahlt noch die Atmosphäre von Musik zur intelligenten Unterhaltung aus. Der Kontrabass liefert hierzu ein stabiles und gut hörbares Fundament, vor allem für Freiluftaufführungen. Die Abfolge von mehr als vier Sätzen, darunter zwei Menuetten, stellt die Gattung in den Zusammenhang mit der Suite.
Mit dem „Grossen Quintett“ von J. N. Hummel ist ein ausgeprägtes Werk der Gattung Klavierquintett zu hören, jedoch mit Kontrabass und ohne 2. Violine. Kompositorische Dichte und instrumentale Brillanz, besonders des Klavierparts, kennzeichnen das gehaltvolle viersätzige Werk, das vielleicht Franz Schubert als Anregung diente. Dieser verbindet jedoch in seinem Quintett auf unnachahmliche Weise die beiden Sphären, die Leichtigkeit des Divertimento-Tones mit dem Anspruch grosser Formen und kompositorischer Durchdringung. Das Changieren zwischen den beiden Welten macht seine Musik so zutiefst menschlich und anrührend.
Thomas Drescher