Das Programm beleuchtet Salomone Rossis vielschichtige Kunst als Hofkomponist im Dienst der Gonzaga-Familie sowie als einzigartiger Erneuerer der hebräischen Andachtsmusik. Obwohl die Werke seines Kollegen und Mitstreiters Claudio Monteverdi alles überragen, sind Rossis Madrigale anmutige und verfeinerte Beispiele der Gattung. Sie markieren auch einen wichtigen Meilenstein in der Musikgeschichte: Rossis Primo libro di Madrigali zu fünf Stimmen (1600) enthält die erste gedruckte Tabulatur für Chitarrone (auch Theorbe genannt). Diese Neuheit bildet eine Brücke zwischen dem polyphonen Stil der Madrigale des 16. Jahrhunderts und dem neuen Stil im 17. Jahrhundert.
Rossis Stücke wurden regelmässig am Hof der Gonzaga in Mantua aufgeführt: sie waren in dramatische Formen integriert, in Tanz und wurden in Kammerkonzerten präsentiert. Viel davon wurde für die neu formierte Triosonate mit zwei Violinen und Theorbe geschrieben. Parallel zu seiner fruchtbaren Produktion von weltlicher Musik versuchte Rossi als Jude auch die Musik in der Synagoge zu revolutionieren, indem er polyphone Vertonungen hebräischer Gebete und Psalmen einführte, die er in der Sammlung Hashirim asher li‘Shlomo (Venedig 1622-1623) publizierte. Die hebräischen Kompositionen sind charakterisiert durch eine elegante Schlichtheit, doch zuweilen bedient sich Rossi auch madrigalesker Elemente, um die Affekte zu unterstreichen.
Seit Beginn ihrer Arbeit war Rossis Musik für die PROFETI DELLA QUINTA von Bedeutung, ein Ensemble, das sich auf die Musik von italienischer Renaissance und Barock spezialisiert hat. Die muttersprachlich hebräische Gruppe, hervorgegangen aus Studierenden der Schola Cantorum Basiliensis, bietet in ihrem Programm einen unverstellten Zugriff auf das ganze Spektrum von Rossis Musik.
Elam Rotem & Dan Dunkelblum