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Gesù al Calvario

Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745), Passions-Oratorium

Vesperi hora 8. Oratorium elegans produxit D. Zelenka – mit diesen Worten verzeichneten die Dresdner Jesuiten am 8. April 1735 die Erstaufführung eines der bedeutendsten Werke ihres Prager Zöglings Jan Dismas Zelenka, der seit 1711 als Violonespieler und später als Kirchen-Compositeur der sächsischen Hofkapelle wirkte. Sie war Teil der aufwendigen Karwochenliturgie, die der katholische Hof im Stammland der Reformation zur kulturellen Überwältigung der widerspenstigen Protestanten zelebrierte. Dabei spielten von der Kurfürstin und Kaisertochter Maria Josepha vermittelte Wiener Traditionen wie die an einer Nachbildung des Heiligen Grabes gespielten Sepolcro-Oratorien eine bedeutende Rolle. Anders als in den Passionen eines Bach oder Telemann geht es dabei weniger um die Leidensgeschichte Jesu, sondern um die davon ausgelösten Empfindungen einer vorbildlich bußfertigen (Hof-)Gesellschaft. 

Der Terminus elegans beschreibt jenen modernen italienischen Bühnenstil, in dem Zelenka die vom Hofpoeten Michelangelo Boccardi gedichtete Vorlage vertonte. Wie die erhaltenen Originalstimmen zeigen, nutzte er mit einer reichen Besetzung inklusive zweier Traversflöten und des betörenden Chalumeau, fünf hoher Solostimmen sowie eines mindestens doppelt besetzten Chores virtuos jene Möglichkeiten, die die von Konzertmeister Pisendel geleitete Kapelle einschließlich der Kastraten der Hofoper ihm bot. Doch hat Zelenka diesem Erwartungsrahmen den Stempel seines eigensinnigen Reifestils aufgedrückt, der sich durch kontrastreiche Szenen, heftige Dur-Moll-Wechsel, eine weiträumige Materialentfaltung und bohrende Wiederholungen auszeichnet. Bereits die eröffnende Sinfonia setzt mit ihrem verhangenen Beginn und ihrer schmerzlich-widerborstigen Fuge einen tragischen Ton, der in Sätzen wie dem Chor „Misera Madre“ auch zu trösten vermag. Mit der aufrecht duldenden Maria Vergine hat Zelenka eine zu Herzen gehende Frauengestalt ins Zentrum gestellt, in der sich vielleicht seine Patronin Maria Josepha wiederfand, die das Leid einer trauernden Mutter nur zu gut kannte. 

Anselm Hartinger 

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