In seinem Pamphlet von 1740 mit dem Titel Defense de la basse de viole contre les entreprises du violon et les pretentions du violoncel (Verteidigung der Viola da gamba gegen die Angriffe der Violine und die Anmaßung des Violoncellos) lieferte Hubert Le Blanc eine aussagekräftige Beschreibung der zwei großen Meister auf der Viola da gamba im Frankreich des 18. Jahrhunderts, Marin Marais und Antoine Forqueray: Von dem einen (Marais) wird gesagt, er spiele wie ein Engel, vom anderen (Forqueray), er spiele wie der Teufel. Derselbe Autor beschreibt Forqueray in einem anderen Porträt als mürrisch, launisch und seltsam. Tatsächlich passt ein temperamentvoll-intensives Spiel auf der Gambe zu seinem Charakter: Antoine Forquerays Lebenswandel bereicherte den Pariser Klatsch jahrzehntelang. Er hatte ein turbulentes Verhältnis zu seiner Frau, von der er sich 1710 scheiden liess und sie in absoluter Armut zurückließ, während er das Leben eines Prinzen führte – umgeben von Mätressen. Obendrein ließ er seinen eigenen Sohn Jean-Baptiste Antoine Forqueray wohl aus Neid auf musikalischen Erfolg 1719 ins Gefängnis werfen und schickte ihn 1725 ins Exil.
Antoine Forqueray hat seine eigene Musik nie selbst veröffentlicht. Jean-Baptiste aber stellte einige der besten Kompositionen seines Vaters in fünf Suiten zusammen und veröffentlichte sie 1747 – drei Jahre nach dessen Tod. Gelehrte sind jedoch immer noch geteilter Meinung darüber, ob die Stücke dieser Edition tatsächlich von Antoine geschrieben wurden, oder ob die Zuschreibung an den Vater lediglich als editorischer Trick des Sohns einzuschätzen ist.
Wie Jean-Baptiste Antoine Forqueray im Vorwort zu seinem Buch aussagt, verlor die Viola da gamba zu dieser Zeit an Zuspruch und nur noch wenige konnten das Instrument spielen. Im Anschluss schreibt er, dass, sollte dieses Buch öffentliche Zustimmung finden, er neue Werke veröffentlichen werde, deren Qualität, Brillanz und Vielfalt in ihrer Zusammenstellung diesen hier in nichts nachstehen werden. Dieses zweite Buch ist leider nie erschienen.
Das Konzertprogramm ist als Porträt dieser besonders einflussreichen Familie von Musikern zu verstehen und wird mit dem Rondeau La Forqueray von Jacques Duphly vervollständigt.
Teodoro Baù, Übersetzung: Marc Lewon