Im Jahr 1619 lässt Galileo Galilei in Florenz unter dem Namen eines Schülers das Traktat Discorso delle Comete drucken. Diese Streitschrift zur Verteidigung des kopernikanischen Weltbilds verkörpert geradezu exemplarisch auch den herrschenden Zeitgeist der übrigen Artes Liberales: Man greift nach den Sternen, und nichts scheint die Anstrengungen derart beflügelt zu haben wie die Funken, aus inspirierter Rede und Gegenrede schlagend.
In der Musik hatte eine Tradition von ausufernd diminuierten und dadurch rhetorisch virtuos überhöhten Madrigalen mittlerweile prägend auf eine sich rapide emanzipierende Instrumentalmusik eingewirkt. Und nicht zuletzt war es der Disput, welches Instrument wirkungsvoller zur Darstellung menschlich beseelter Rede schien, der zur Schaffung einiger der eindruckvollsten musikalischen Streitgespräche geführt hat.
Von Ganassis Opera Intitulata Fontegara 1535 bis zu den die Corellische Musikrevolution ankündigenden Werken Stradellas bleibt die Bedeutung der sich im Feld zwischen Komposition und Improvisation bewegenden Diminutionskunst ungebrochen. Bei aller wild wuchernden Spielfreude bleibt sie jedoch stets dem sprachlichen Ausdruck verbunden und wird somit zum wahrhaft himmlischen Diskurs!
Inspiriert vom sokratischen Begriff des daimonions, der unbestechlichen inneren Stimme, gruppiert sich das Ensemble DAIMONION in flexibler Formation um die beiden Gründerinnen und Leiterinnen Anaïs Chen und María González, um sich der der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und ihrer Aufführungspraxis zu widmen.
2011 ist das Ensemble DAIMONION mit dem 1. Preis und Spezialpreis der künstlerischen Jury am internationalen Concorso Bonporti, Rovereto ausgezeichnet worden.
Daniel Rosin & Anaïs Chen