Als am 28. Februar 1943 das erste reguläre Konzert der FAMB stattfand, standen Werke des Schweizers Ludwig Senfl auf dem Programm, dessen 400. Todestag in diesen Winter fällt (Senfl starb zwischen Januar und März 1543 in München). Im Vortragssaal des Kunstmuseums wurden als sogenanntes Hauskonzert Lieder von Senfl dargeboten, musiziert von Sängern, Blockflöten, Gamben und Laute unter Leitung von August Wenzinger. Auch beim 75. Jubiläum der FAMB wird wieder Musik dieses wohl berühmtesten Schweizerischen Komponisten im Zentrum stehen – Senfl Reloaded (d.h. neu aufgelegt bzw. entdeckt). Diesmal werden allerdings Werke aus dem umfangreichen und bislang kaum bekannten und edierten Motetten-Repertoire Senfls zu hören sein.
Schon die erste gewichtige und eigenständige Publikation des zwischen 1489 und 1491 in Basel (oder vielleicht auch in Zürich) geborenen Senfl war ein Motetten-Druck: Liber selectarum cantionum quas vulgo mutetas appellant (Augsburg 1520). Durch den Tod von Kaiser Maximilian 1519 hatte Senfl seine Stellung in der kaiserlichen Hofkapelle verloren und war auf der Suche nach einem neuen Patron. Zur Bewerbung veröffentlichte er diesen Liber mit eigenen Motetten, geschickt kombiniert mit Werken seines Lehrers Heinrich Isaac und seines Vorbilds Josquin. Er war erfolgreich und trat 1523 in den Dienst des bayrischen Herzogs, dem er bis zu seinem Tode 1543 treu blieb.
Im Konzert bildet seine 1530 für den Besuch von Kaiser Karl V. in München komponierte Messe mit dem Cantus firmus L’homme armé den musikalischen Rahmen. Weitere Kompositionen Senfls finden darin Platz. Das vokal und instrumental gross besetzte Jubiläums-Konzert der FAMB wird von Studierenden der Schola Cantorum Basiliensis unter der Leitung von Gerd Türk, Conrad Steinmann, Federico Sepúlveda, Ivo Haun und Ozan Karagöz gestaltet.
Martin Kirnbauer