Denis Delair (1662–1734) – ein wenig bekannter Name für die Liebhaber der Alten Musik – machte im Privileg seines Nouveau Traité d’accompagnement von 1724 Ankündigungen für neue Instrumentalwerke, die aber – soweit ersichtlich – nie erschienen sind. Eine quellenkritische Sackgasse, aus der vielleicht Manuskripte der schwedischen Düben-Sammlung herausführen, denn dort sind Sonaten von Delair erhalten, die eine typisch französische Harmoniebehandlung mit italienischen Bewegungsmustern vereinen.
Delair steht damit für eine Generation von Komponist:innen, die bestrebt war mit ihren Werken nationale Grenzen zu überwinden (les goûts réunis). Darin trifft er sich mit Élisabeth Jacquet de La Guerre, die im Programm ebenfalls zu Gehör kommt. Die Werke französischer Prägung werden prominenten italienischen Zeitgenossen gegenübergestellt (Corelli und Mascitti) – Original und Lookalike gewissermassen.
The Levée – der Ensemblename ist dem Titel eines Bildes von William Hogarth entlehnt – vereint Alumni der Schola Cantorum Basiliensis, die den Kanon von Werken und Komponisten, der auch in der Alten Musik bereits existiert, durchbrechen wollen und selten oder nie gehörte Bereiche des Repertoires erkunden. Delairs Sonaten sind hierfür ein exzellentes Beispiel!
